Publikationen in der CHAZ
Diese Beiträge sind Versuche, bekannte Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Man findet vielmals bessere Lösungen, wenn man die ausgetretenen Trampelpfade verläßt - besonders dann, wenn die Trampelpfade dadurch entstanden sind, dass einige mehr ihren Gefühlen und Gerüchen gefolgt sind und nicht anerkannten und bewährten Regeln des gesunden Menschenverstandes.
44. Länderrankings zum Nachdenken
Im Vergleich zu anderen Ländern leben wir in einem sehr gefährlichen Land. Damit ist nicht das Risiko gemeint, Opfer eines kriminellen Aktes zu werden, oder bei überhöhter Geschwindigkeit im Straßenverkehr zu sterben. Nein, das Risiko verbirgt sich an einer Stelle, wo wir es nicht vermuten würden: beim Chirurgen. Wer sich in Deutschland in chirurgische Behandlung begibt, wird im Vergleich mit anderen Ländern deutlich häufiger operiert als in einem vergleichbaren Land – zumindest legen die Daten der OECD diese Sicht nahe (www.oecd.org). Die Deutschen belegen danach in fast allen Bereichen die vorderen Plätze – was ja durchaus dem gesunden deutschen Ehrgeiz entspräche. ... mehr
43. Das Gute
Das Gute ist der Bonus. Ein Bonus ist ein leistungsabhängiger Zuschlag auf das Arbeitsentgelt. Es ist eine Belohnung für gutes Arbeiten. Belohnen ist ein erfolgreiches Instrument, um Menschen oder Tiere zu konditionieren. Unsere gegenwärtige Kultur wäre kaum entstanden ohne positive Verstärkung bestimmter Verhaltensweisen. Jemanden für eine erfolgreiche Tätigkeit zu belohnen, ist ein etabliertes Verfahren, um eine erwünschte Tätigkeit zu bestärken. ... mehr
42. Überholspur wegen Bauarbeiten geschlossen
Alle wollen Fasttracker sein. Fasttracker haben nachweislich bessere Ergebnisse, weil sie das perioperative Management optimieren. Fasttracker haben kürzere Verweildauern, weil die fitteren Patienten flinker aus den Betten huschen. Fasttracker können jedoch keine dementen Patienten, keine immobilen Patienten und keine kognitiv-reduzierten gebrauchen, weil sie auf Kooperation angewiesen sind. Fasttracker benötigen ein ausgefeiltes Programm, an dem hochqualifizierte Mitarbeiter beteiligt sind, so dass jedes Zahnrad verlässlich in ein anderes Zahnrad greift. ... mehr
41. Gute Operationsindikationen
In der chirurgischen Ausbildung haben wir gelernt, dass der Erfolg einer Operation von einer guten Indikationsstellung abhängt. Was ist damit gemeint? Sollten wir es so halten wie einige berühmte Ärzte in der Antike, die sich von aussichtslosen Fällen von vornherein abwandten und nur die gut heilbaren Patienten behandelten? Oder so, dass wir die relativ Gesunden selbst operieren und die problematischen und kostenintensiven Fälle an unsere kompetenteren „Freunde“ überweisen? ... mehr
40. Optimierte Kongressorganisation
Alle bedeutenden Chirurgen müssen im Laufe ihres Lebens mindestens einen Kongress ausrichten, die besonders Bedeutenden sogar mehrere. Da sich viele für bedeutend halten, werden zwangsläufig viele Kongresse angeboten. ... mehr
39. Sinn und Unsinn von Tierversuchen
Früher war ich sehr skeptisch, ob der immense Aufwand, die erreichbaren Ergebnisse und der mögliche klinische Nutzen von Tierversuchen tatsächlich zu rechtfertigen sind.
Wir unterstellen, dass wir in den Tierexperimenten Erfahrungen sammeln und Erkenntnisse gewinnen, die wir dann später klinisch nutzen oder in klinische Modelle einfließen lassen können. Aber wie wahrscheinlich ist eine sinnvolle Übertragbarkeit auf die klinische Situation? Können uns Ergebnisse weiterhelfen, die wir bei einigen gesunden quirligen Ratten oder putzigen Hamstern gefunden haben? Können wir aus erfolgreichen Tierversuchen tatsächlich folgern, dass ....mehr
38. Pro- und Kontra-Vorträge
Auf medizinischen Kongressen werden „Pro- und Kontra-Vorträge“ immer beliebter. Man möchte offensichtlich das Für und Wider durch gute Argumentationen verdeutlichen, so dass der Zuhörer die Stärken und Schwächen der einzelnen Positionen leichter erkennen und dadurch sicherer beurteilen kann. Einige Kongresse scheinen von vornherein in ihrer Grundstruktur so angelegt worden zu sein, dass sich Pro und Kontra oder Konventionell und Operativ gegenüberstehen.
Obgleich solche Konstellationen sehr beliebt sind, lässt sich der Sinn kritisch hinterfragen. Warum werden solche Vorträge gehalten? Sicherlich nicht nur deshalb, weil der Kongresspräsident sich mit dem Nimbus des kritisch konstruktiven Mediziners ausgestattet sehen möchte. Pro- und Kontra-Vorträge suggerieren, dass es tatsächlich etwas zu diskutieren gibt. Es scheint ... mehr
37. Statistik als Magie: Systematische Reviews
Auch in der eher praktisch orientierten Chirurgie setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass Handlungen häufiger erfolgreich sind, wenn wir uns bei unseren Entscheidungen eher von wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen leiten lassen als von unseren persönlichen Erfahrungen. Was natürlich weder ausschließt, dass vermeintlich gut gesichertes Wissen in die Irre führt, noch dass Handlungen erfolgreich sein können, die auf spekulativen Annahmen beruhen. ...mehr
36. Zeitreise im Gesundheitssystem
Eine Duplizität der Fälle? Auch diesem Mal wurde ich wieder zu einem Konsil in die Psychiatrie gerufen. Wieder war es eine Gallenkolik bei einem psychotischen Gesundheitsökonomen. Ich erwartete einen bekannten Patienten vorzufinden und war sehr überrascht, einen anderen anzutreffen. Neugierig fragte ich das psychiatrische Personal, weshalb er in Behandlung sei: Der Patient halte sich für einen Gesundheitsökonomen aus der Zukunft. ...mehr
35. Wahnvorstellungen eines Gesundheitsökonomen
Kürzlich wurde ich zu einem Konsil in der Psychiatrie gerufen. Ein Privatpatient klagte über Gallekoliken. Auf meine Frage, warum der Patient psychiatrisch behandelt werde, erhielt ich die Auskunft: Er sei ein Ge- sundheitsökonom mit gespaltener Persönlichkeit. Er war von seinen Arbeitskollegen wegen Wahnvorstellungen eingewiesen worden.
Neugierig geworden, fragte ich den Gesundheitsökonomen, was ihn denn antreibe. Immer wieder stöhnte er: „Ihr seid alle verrückt! Ihr seid alle verrückt!“ Ich setzte mich zu ihm und ließ mir erklären, warum wir angeblich alle verrückt wären. „Ihr betreibt Medizin, ohne dass die Menschen gesünder werden. ...mehr
34. Betrügen Chirurgen häufiger als andere Fachärzte?
Jeder Mensch hat Vorurteile, die ihm lieb und teuer sind. Vorurteile sind so häufig, weil sie für unser Leben sehr vorteilhaft sind. Wenn wir nämlich schnell und sicher reagieren können, ohne noch einmal intensiv über etwas nachdenken zu müssen, dann helfen uns Vorurteile für eine effektive Lebensbewältigung.
Und weil unsere Vorurteile so wichtig sind, freuen wir uns auch immer, wenn wir sie bestätigt sehen. Stoßen wir dagegen auf Fakten oder Daten, die unseren Vorurteilen widersprechen, dann finden wir fast immer Wege, sie zu ignorieren. Nur wenn sie sehr eindrücklich, ja geradezu überwältigend anders sind, als wir vermutet hätten, setzen wir uns mit ihnen auseinander. ...mehr?
33. Romantische Chirurgie
Alle Menschen streben nach Wissen. Alle Chirurgen sind Menschen. Also streben auch Chirurgen nach Wissen. Das ist für viele Chirurgen aber zu wenig. Sie beanspruchen mehr für sich. Sie meinen, sich von anderen Ärzten durch bestimmte „positive“ Charaktereigenschaften zu unterscheiden, die für einen guten Chirurgen angeblich unabkömmlich sind.
Was den Glauben an diese besonderen Eigenschaften der Chirurgen aufrechterhält, ist ungewiss, es scheint aber mehr als die Wiederholung üblicher Ärztewitze zu sein. Möglicherweise haben typische chirurgische Entscheidungsprozesse gepaart mit der hohen psychischen und physischen Belastung dazu geführt, dass in erster Linie Ärzte mit eher „robusten“ Eigenschaften zur Chirurgie neigen. Es darf aber ...mehr
32. Wissenschaftlicher Kongress im Taubenschlag
Und wieder einmal trafen sich alle auf dem jährlichen irrischen Kongress für Chirurgie. Die Gründe waren vielfältig. Bei einer Umfrage vor zwei Jahren wurde als wichtigster Grund für den Kongressbesuch genannt, dass man endlich Gelegenheit fand, alte Freundschaften aufzufrischen und langjährige Bekannte zu treffen – und manche davon zu ärgern.
Die Flucht aus dem Alltagsstress stand im Vordergrund, manche mochten sich auch nur vergewissern, dass es den anderen Kollegen nicht besser geht als ihnen selbst. Einige wollten sich von der Industrieausstellung beeindrucken lassen, denn sie ist für manche Kollegen die einzige Möglichkeit geworden, sich mit neuen Produkten vertraut zu machen. Einige Klinikketten haben ... mehr
31. Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Was zeichnet unsere heutige arbeitsteilige Welt aus? Es sind Spezialisten und Fachkräfte. Wenn wir mit unserem defekten BMW in die Werkstatt fahren, dann erwarten wir, dass der Schaden von Fachkräften behoben wird, die mit komplexen Geräten ausgestattet rasch den Fehler finden und ihn fachgerecht beseitigen. Wir wären nur dann bereit, Tätigkeiten auch von Laien oder Hilfskräften durchführen zu lassen, wenn sie sehr fehlertolerant sind und wenn eintretende Fehler leicht erkannt und wieder vollständig beseitigt werden können.
Manchmal sind wir gezwungen, Laien zu akzeptieren: Wenn wir zum Beispiel zu wenig Geld haben, einen Fachmann zu bezahlen. Und dann hoffen wir, dass es dennoch gut geht. Im Krankenhaus würden wir nicht tolerieren, dass die Behandlungen federführend ...mehr
30. Aleatorische Chirurgie
Zu einem meiner Lieblingswörter könnte Aleatorik werden. Aleatorische Chirurgie klingt irgendwie fremd, aber auch interessant und sollte uns neugierig machen. Möglicherweise haben Sie schon einmal etwas über aleatorische Verträge gehört, die gemeinhin als Glücksverträge bekannt sind. Der Ausspruch von Cäsar beim Überschreiten des Rubicon ist Ihnen sicherlich geläufig. Er soll gesagt haben: Alea jacta est. Es ging um Würfel, die geworfen worden sind. Rien ne vas plus. Alea hießen die Würfel und Aleator der Spieler. Das Adjektiv „aleatorisch“ können wir gut mit „zufällig“ übersetzen.
Aleatorische Verträge sind Verträge, die ... mehr
29. Gauner und Moral
28. Präventive Adipositaschirurgie
27. Schneider oder Aufschneider
25. Schwarze Lämmer
23. 2 plus 2 sind 4,1
22. Dualistische Chirurgie
21. Anything goes - Mach, was Du willst.
20. Valide Daten oder Datenmüll
19. Gesponserte Studien
18. Platons Höhlengleichnis
17. Fehler in der zertifizierten Chirurgie
16. Virtuelle Forschung
15. Der aufgeklärte, mündige Patient
14. Homo homini lupus est - und damit basta.
13. Chaos gewinnt gegen Ordnung
12. Weshalb ein Chefarzt die Wahrscheinlichkeitsrechnung beherrschen sollte!
11. Risikoeinschätzung als Wette
10. Verantwortung, nein danke!
9. Weshalb sind gute Chirurgen auch gute Manager?
8. Glauben, zu wissen, oder wissen, zu glauben?
7. Kritik trifft auf Signifikanz.
6. Warum ein neuer Traktor nicht immer besser ist als ein alter.
5. "A man has to do what a man has to do"
4. Chirurgischer Fortschritt als Ameisenalgorithmus
3. Standard Operative Procedures - Der Gral der modernen Medizin
2. Der Patient als nicht-triviale Machine
1. Sind Chefärzte Hellseher?